In diesem Almkessel auf der Westseite des Geigelsteines mit Talauslauf Richtung Walchsee gibt es die 'Niederkaser'- und die 'Oberkaser'-alm.
Die Bezeichnung steht hier für die niedriger gelegene Alm.
Die Alm wurde bis in das 20. Jhdt. von den Ettenhauser Bauern befahren.
offensichtlich aufgrund von Zinsabgaben der Gemeinde Ettenhausen an das Gericht Marquartstein
Sachrang
Einzelkaser
Ursprünglich Oberleger für: wuhrstein-karlalm
Breitengrad: 12.328711559061
Auf einer Flurkarte von 1856 sind noch die Standorte der ehemaligen Kaser zu sehen: Fl.Nr. 1224 Uhl Ettenhausen (heute Berghaus Arnold), Fl.Nr. 1223 Schaffler Ettenhausen (heute Priener Hütte), Fl.Nr. 1222 Lukas Ettenhausen, Fl.Nr. 1221 Pöschl Ettenhausen
1921: 44 ha Lichtweide (Privatbesitz des Uhl), 25 ha Waldweide auf Fläche der Cramer-Klett`schen Forstverwaltung [erst 1932 erfolgte Verkauf des Cramer-Klett`schen Besitzes am Geigelstein an den Freistaat Bayern, Forstverwaltung]
1950: 42 ha, davon 16 ha Lichtweide
1972: 41 ha, davon 15 ha Lichtweide und 26 ha Waldweide
Sonstige Gebäude
Aus dem ehemaligen Schafflerkaser ist die "Prienerhütte" des Alpenvereins, Sektion Prien, hervorgegangen. Wenig Meter daneben stand der Kaser des Lukas und etwa in der Mitte zwischen Priener-Hütte und Mitterkaser der des Pöschl.
1326 erstmals Hinweis auf die Alm ("Zinsalm") ager-thomas-beitraege-zur-geschichte-der-hochalmen-im-chiemgau-in-alm-und-weide-nr.-9-1922
Niederkaser war offensichtlich ursprünglich wie die auf der Schlechinger Seite gelegenen Almen Wurstein und Karl „Gemainsalm“ der Ettenhauser. Nach Ager[1] gibt es bereits 1326 einen Hinweis auf die Zinsalm. Im „Ehafftsbüchl“ des Gerichtes Marquartstein aus dem 15. Jahrhundert ist sie als „Panalbm“ geführt. Weiter heißt es im Stifts- und Gültbuch von Marquartstein von 1583 die Gemain Ettenhausen dient von iren Albm Carl, Wurstein und Niederkaser oder Zinsalm 1 Schilling 10 dl.[2]
25 Jahre zuvor wird die Almb Nider Käser allerdings als herrschaftlich-hohenaschauische Alm genannt[3]. Der hohenaschauer Gerichtsherr habe zwar alle Obrigkhait, die Alm sei aber urbar auf den Casten Marquartstein und wierdt besuecht durch die Herren zu Ettenhausen und den Wambl zu Wiedorf, geben gen Aschau khainen Zins.[4] Durch diese kuriose Situation - die Almfahrer sind weder Grund- noch Gerichtsuntertanen von Hohenaschau, befinden sich aber mit ihrer Alm auf Aschauer Hoheitsgebiet – sowie die Grenznähe zu Tirol war diese Alm der ideale Ort für verbotene ”Winkltänze” und ”Leichtfertigkeiten”, worüber es einige Berichte gibt.[5]. Es war also so, dass der Grund- und Boden zwar den Hohenaschauern gehörte, die Weidenutzung aber den Marquartsteiner Untertanen und der Weidezins davon dem Herzog, vertreten duch das Marquartsteiner Kastenamt, zustand. Nach dem Marquartsteiner Liquidationsprotokoll von 1829 stand die Niederkaser- mit der Wuhrsteinalpe immer noch in Verbindung. Wuhrstein wurde als Früh- oder Spätalm, Niederkaser als Hauptalm befahren. Berechtigt waren: der Schaffler, der Lukas, der Pöschl und der Uel (Uhl), alle von Ettenhausen. Jeder sollte künftig 10 Kühe und 10 Rinder auftreiben, ein gewisser Seibl durfte mit 4 Pferde hinauf. (Maximum war Winterfutterstand, Fremdvieh war nicht zugelassen). 1851 wurde den Befahrern von Niederkaser von der Gräfl. Preysing`schen Forstverwaltung Hohenaschau gestattet, Pferdehäger[6] an ihre Casa anzubauen.
1860 wurde ein Prozess wegen Eigentumsanspruch angestrengt, der sich bis 1866 hinzog. Dann schloss man folgenden Vergleich: Den Almfahrern wurden 83 Tagwerk als Eigentum zugestanden. Zusätzlich hatten sie noch Weiderechte auf herrschaftlich hohenaschauer Grund. Sie konnten außer dem Vieh, das sie auf Wuhrstein treiben durften, noch zusätzlich auf Niederkaser je ein Pferd und 3 Schafe führen. Holz musste aus dem eigenen Waldbesitz der Almfahrer genommen werden; nur wenn dieses nicht ausreichte, gab die Herrschaft Holz zu 3/4 des vollen Preises ab.
1862 wurden Pöschl, Schaffler und Uhl wegen Grasmähens (vermutlich außerhalb ihres Besitzes) bestraft. Auch 1879 waren nach einer Beschreibung der Niederkaser-Alpe, auch Ettenhauser- oder Zinsalpe genannt immer noch die gleichen 4 Bauern auf der Alm. Allerdings war der größte Teil der Alm den vier Berechtigten 1866 als Eigentum abgegeben worden; eine Restfläche war aber Berechtigungsalm geblieben.
1892 beantragten die Almfahrer, sich künftig die 3 Almen Wuhrstein, Kaarl und Niederkaser, die bisher gemeinsam betrieben wurden, so aufteilen zu dürfen, daß auf Niederkaser künftig nur noch zwei Bauern auffahren. Forstmeister Jaeger von Hohenaschau genehmigte für das Jahr 1892 diese probeweise Regelung.
Aus dem Jahr 1899 ist ein Schreiben der Cramer-Klett`schen Verwaltung an das Forstamt Marquartstein erhalten. Dort wird angemahnt, den Zaun der Niederkaseralpe gegenüber der Ackeralm instandzusetzen, da ständig ein Stier hinüberkomme. Gleichzeitig wird beklagt, daß einige 20 Schafe von Schlechinger Almen auf die Aschenthalalm kämen, was abzustellen sei.
1901 bescheinigt ein außergerichtliches Protokoll: Der Schaffler und der Lukas sollten alleinige Besitzer der Niederkaseralpe und Weideberechtigte auf der Aschauischen Waldweide sein. Diese beiden sollten von nun an nur noch auf Niederkaser treiben und dort möglichst bis Ende Oktober bleiben. Cramer-Klett machte für die auf seinem Besitz auszuübende Waldweide folgende Einschränkungen: Die maximale Viehzahl beträgt 30 Kühe und 30 Jungrinder, zusätzlich pro Alpenfahrer je 1 Pferd und 3 Schafe. Die Weidezeit geht von 15. Juni bis Ende September. Die Verhandlungen zogen sich aber noch einige Jahre hin, denn der Uhl wollte plötzlich nicht mehr.
1909 wurde schließlich der Vertrag unterzeichnet. Das Weiderecht auf der Cramer-Klett`schen Fläche wurde auf 34 Rinderrechte festgesetzt, für jeden 17, dazu jeweils 1 Pferd und 3 Schafe[7]. Ab 1915 war der Uhl alleiniger Besitzer und somit auch einziger Berechtigter.
Schließlich kam die gesamte Alm (mit rd. 30 ha) in den Besitz der Unternehmersfamilie Arnold. Weiderechte auf Staatsforstgrund bestanden immer noch: Lichtweide 10,9 ha und Waldweide 26,5 ha für 34 Rinderrechte. 1969 wurde an Arnold FlNr. 1227/1 mit ca. 1 ha verkauft. Arnold errichtete darauf eine Hütte mit Almstall ("Mitterkaser"). Die Genehmigung hierzu wurde erteilt, nachdem er den entbehrlich gewordenen Kaser auf Grünboden erworben und abgerissen hatte. Zur Errichtung eines kleinen Kraftwerkes war auch ein Teilstück im Nordosten der Acker-Alm erworben worden (Anlage eines Stauweihers am Baumgartner-Bach.
[1] Ager, Die Geschichte der Hochalmen im Chiemgau.
[2] Zitiert nach Ager, a.a.O.
[3] Wald- und Holzordnung von 1558.
[4] StAM, Herrsch. Hohenaschau, A 1022.
[5] S. auch „Chiemgaublätter“, Wochenbeilage des Traunsteiner Wochenblattes, Nr. 7/1985
[6] "Hag" bedeutet hier Almstall.
[7] UrkFoARo Nr. 100.
Quelle: woerndl
Rechtsstatus
oetz--und-maehderbeschreibung: 1748-49
Zinsalmb - Niederkaser
So von Breitenstein woselbst auch die Niederkäser die Weid gleichfalls zu genießen, auch die Rammpoint über den Acker, Käser, allwo ein Friedhag, in das Weichenbründl, auf dem Weichsl geht, besucht:
Jakob Fasching
Christ. Zeisser
Christ. Pöschl
Thomaß Graf
Math. Speckpacher so mit 4 Roß den Zuschlag hat.
In den 1970er-Jahren Bau einer Forststraße von Sachrang her.
Die Niederakseralm wird heute als Pachtalm genutzt. Der Eigentümer Arnold aus Stephanskirchen hat die Alm an den Stöckl von Ried bei Riedering und den Balthasar Maurer von Schömering bei Stephanskirchen verpachtet. Es bestehen auch noch Weiderechte auf benachbartem Staatsforstgrund.
1950 wurde anlässlich der Hauptalmbegehung festgehalten "....um dort in einer vorbildlich angelegten Almgülleanlage des Uhlbauern von Ettenhausen ein praktisches Mittel der Pirstlingbekämpfung vorgeführt zu erhalten. In einem betonierten Vorbehälter wird der anfallende Stalldung ohne Harn gesammelt, kurz vor der Vergüllung mit der nötigen Wassermenge versetzt, in einen Mischbehälter eingelassen und dann mittels Güllerohren unter geschickter Ausnützung des Geländegefälles verteilt. Bei der Abendbesprechung vor der Priener Hütte würdigte Fischbacher [der damalige Vorsitzende des AVO] die Leistungen dieses Almbauern und die zielbewußten Verbesserungen, die überall in Niederkaser anzutreffen sind. Quelle: "Die Grüne" Nr. 9/1950
Historischer Bestoß
Nach dem Liquidationsprotokoll von 1829: 40 Kühe, 40 Jungrinder, 4 Pferde.
1921 werden aufgetrieben: 18 Kühe, 8 Jungrinder, 6 Kälber, 1 Stier, 3 Ziegen
1930 war der Uhl mit 34 Rinderschlägen, 2 Pferden und 6 Schafen auf der Niederkaseralm.
1954: 32 Großvieheinheiten an 115 Weidetagen
1972: 40 Großvieheinheiten an 110 Weidetagen
1996: Auftrieb: 24 Kalbinnen, 17 Jungrinder.
woerndl (s. dort Primärquellen)
Tourismus spielt auf der Niederkaseralm heute mit der Prienerhütte des Alpenvereins eine große Rolle.
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