Es liegt nahe, dass der Name der Alm, wie auch die der im Almgebiet liegenden Berggipfel "Hochries" und "Riesenberg" sowie der der benachbarten ehemaligen Rieselaualm von "Holzriese" abgeleitet ist. In den Urplänen findet man am Nordhang des Riesenberges mehrere Riesen eingezeichnet. (Riesen sind Holzrinnen, auf denen die abgelängten Holzprügel zu Tal gebracht werden konnten. Im Gegensatz zu "Loiten" sind sie zimmermannsmäßig hergestellt und dienten oft mehrere Jahre. Man konnte damit auch größere Gräben überwinden.)
In den ersten Almbriefen ist meist von der Alm "Riesen und Sutten" die Rede. Heute weiß man nicht mehr, wo der Almteil "Sutten" war und was er für eine Bedeutung hatte.
Hohenaschau
Die heute noch bestehenden Almhütten sowie die "Riesenhütte" des Deutschen Alpenvereins stehen auf folgenden Flurnummern (jeweils Gemarkung Hohenaschau): 662, 664, 658, 661, 659, 654 und 646
Einzelkaser
Die Alm liegt im Wesentlichen in einem breitem, stark verkarsteten Hochtal zwischen Riesenberg und Spielberg. Auch der nach Nordost abfallende Bereich des Hochriesgipfels gehört zur Weidefläche.
1921 waren es 232,5 ha, davon 200 ha Waldweide und 32,5 ha Lichtweide. Im Zusammenhang mit der Erschließungsmaßnahme von 1999 haben sich Änderungen ergeben (einzelne Teile wurden aus der Beweidung genommen) (almerhebung-1921)
1988 (Hauptalmbegehung): 178 ha, davon 32 ha Lichtweide
2016 (Hauptalmbegehung): 72 ha Lichtweide
Kaser
s. bei den Einzelkasern
(1900 waren noch 9 Hütten vorhanden. 1921 hatte es dann geheißen: 6 Kaser, massiv mit Schindeldächern, gut bis mittel)
Sonstige Gebäude
Neben den Kasern befindet sich auf der Riesenalm die "Riesenhütte" des DAV, Sektion Oberland. Sie ist aus einem ehemaligen Kaser hervorgegangen (ursprünglich Braun Ruckerting). 1913 wurde sie abgerissen und völlig neu erbaut. Nachdem durch ein Unwetter 1919 das Eternitdach zerstört worden war, entschied man sich, ein Legschindeldach anzubringen. Gleichzeitig wurden verschiedene Umbauten vorgenommen (Fertigstellung 1920). 1930 Umbau: Anhebung des Daches, Erweiterung der Hütte nach Osten. Ab 1938 Öffnung auch im Sommer. Ab 1948 Hüttenaufsicht durch Simon Ramsauer. 1967/68 Um- und Erweiterungsbau. (Foto 1 Hebfeier 1913, Foto 2 nach Umbau 1968)
1460 ist die Ersterwähnung. Im Salregister des Christoph von Freyberg (salbuch-hohenaschau) heißt es "Risperg".
Ein erster Almbrief ist von 1524 erhalten: Die bisher separaten Almen "Riesen und Sutten" sollen künftig als eine Alm gelten. Es dürfen nicht mehr als 200 Stück Vieh aufgetrieben werden. 22 Almfahrer sind aufgeführt mit ihren jeweiligen Stückzahlen.Die schwandrechtliche Lichtweide wird beschrieben.
Almzinsregister gibt es ab 1556. In diesem Jahr sind 187 Pfund Schmalz angefallen.
Ein weiterer Almbrief existiert von 1674.
1868 waren neben den 21 Berechtigten noch 4 Pächter auf der Alm. In den Folgejahren ergaben sich folgende Änderungen:
1. Der Braun von Ruckerting verkaufte sein Almrecht mit 7 Schlägen und seinen Kaser auf Fl.Nr. 646 dem Waizenreiter, der jetzt zwei Rechte besaß. Der Braun-Kaser kam 1917 über Erbbaurecht an die Alpenvereinssektion Oberland. Die Braun-Schläge soll später der Hamberger gekauft haben.
2. Der Hamberger von Ruckerting treibt heute noch auf Riesen.
3. Der Dandl von Ruckerting muss vor 1876 abgelöst haben.
4. Der Dickl von Walkerting gab sein Almrecht 1868 gegen 22 Sagstämme im Wert non 180 fl auf.
5. Der Ott von Walkerting, der ein Anwesen in Immelberg erworben hatte und sein Almrecht mit 11 Schlägen offensichtlich nicht mehr benötigte, bot es 1908 mitsamt Kaser der Cramer-Klett`schen Verwaltung für 1500 Mark an.
6. Der Buchner von Walkerting erwarb das Recht und den Kaser des Tag und verkaufte 1902 seinen eigenen Kaser auf Fl.Nr. 652 (es stand nur noch der Vorderkaser, der Hag (Almstall) war bereits abgebrochen) an Baron Cramer-Klett für 50 Mark, der eine Diensthütte daraus machte. Der Buchner treibt heute noch auf Riesen.
7. Der Tag von Walkerting verkaufte seinen Kaser auf Fl.Nr. 654 mit seinen Schlägen spätestens 1902 an den Buchner.
8. Der Ment hat wahrscheinlich schon vor 1876 abgelöst.
9. Das Almrecht des Burger von Tal mit dem Kaser auf Fl.Nr. 648 war 1876 zum Lenzen-Anwesen von Greimelberg gekommen, das der Burger gekauft hat. 1904 ließ er seine 8 Schläge für 1200 Mark ablösen.
10. Der Unterhausstätter hat wahrscheinlich vor 1876 abgelöst.
11. Das Almrecht des Daxamüller mit 7 Schlägen und Kaser auf Fl.Nr. 649 war bereits 1869 gegen 24 Sagstämme (!) abgelöst, aber erst 10 Jahre später verbrieft worden.
12. Der Lenz von Westerndorf war vermutlich auch unter den 11 Almfahrern, die vor 1876 abgelöst haben.
13. Der Obersoilacher wurde ebenfalls bereits vor 1876 abgelöst.
14. Der Untersoilacher ließ sich 1868 seine 10 Rinderrechte und seinen Kaser auf Fl.Nr. 660 mit dem Waldgrundstück Fl.Nr. 2861 Gem. Frasdorf (rd. 2 1/4 Tgw.) entschädigen. (Er ist heute im Besitz der Unteren Talalm, die er 1926 ersteigerte.)
15. Der Schuster von Ranhartstetten verkaufte sein Almweiderecht mit 9 Schlägen und Kaser auf Fl.Nr. 661 an den Aigner von Zellboden um 100 fl.
16. Der Bauer von Ranhartstetten bekam für seine 9 Schläge und den Kaser auf Fl.Nr. 663 im Jahre 1868 von der Gutsherrschaft ein Waldgrundstück mit rd. 2 1/4 Tgw. sowie 4 Baumstämme im Wert von 12 fl.
17. Der Waizenreiter besaß den Kaser Fl.Nr. 659 und erwarb 1912 noch den Braun-Kaser Fl.Nr. 646 sowie dessen Rinderschläge. (1917 kaufte die Alpenvereinssektion Oberland das Erbbaurecht am Braun-Kaser; später konnte sie ihn ganz erwerben.)
18. Der Graf von Röcka muß bereits vor 1876 abgelöst haben.
19. Der Öder am Rain übt heute noch sein Almweiderecht aus. Er besitzt den Kaser auf Fl.Nr. 658.
20. Der Koller am Tauern, der um 1880 vom bisherigen Falter zu Tauern aufgekauft worden war und sein Weiderecht auf Laubenstein vom Falter- auf das Koller-Anwesen transferieren ließ, benötigte fortan sein Recht auf Riesen nicht mehr. Es erwarb mit Kaser auf Fl.Nr. 662 der Hartbichler von Grainbach.
21./22. Der Martl und der Dandl von Bichl bei Grainbach müssen beide vor 1876 abgelöst haben.
23. Der Oberwildenrieder, dessen Kaser auf Fl.Nr. 667 im Jahr 1881 abbrannte, verkaufte im Jahr darauf seine 9 Schläge an folgende Almfahrer: 5 an den Hartbichler von Grainbach, 2 an den Aigner, je einen an den Waizenreiter und den Öder.
24. Der Unterwildenrieder muß vor 1876 abgelöst haben.
25. Ein Weiderecht mit 4 Schlägen aber ohne Kaser hatte außerdem der Müller im Graben. Es wurde 1876 mit 200 Mark abgelöst.
Von 1900 gibt es eine Niederschrift von einer amtlichen Alminspektion. Zu dieser Zeit waren auf der Alm: Der Braun und der Hamberger von Ruckerting, der Buchner und der Ott von Walkerting, der Waizenreiter, der Oeder, der Aigner von Zellboden, der Hartbichler sowie der Lenz von Greimelberg (ehemaliges Burger-Recht). Hier wird u. a. festgehalten: Zäune aus Holz, an gefährlichen Stellen dürfte besser verzäunt werden. - Weidefläche: Die verschiedensten Unkräuter wie Blaquen, Brennessel, Alpenkreuzkraut vegetieren in ausgedehntestem Maße. Ausserdem ist ein großeer Teil der Weide mit Holzresten und Steinen dicht besät. - Düngersituation: Der Dünger wird nur notdürftig zusammengehalten, Jauchegruben fehlen und läuft demnach überall die Jauche ab. - 9 Almgärten mit Steinzäunen umgeben in der Größe von je 10 Dezimalen vorhanden (sollen erst vor einigen Jahren angelegt worden sein). - Abschließende Bemerkung des Alpinspektors: Die ganze Alpe macht den Eindruck, dass, wie in so vielen anderen Fällen, auch hier jeglicher Sinn gemeinsamen Arbeitens zur Verbesserung der Alpe fehlt. In erster Linie wäre auf eine Verbesserung der Düngerstätten und Anlage von Jauchegruben hinzuarbeiten und dann eine energische Vertilgung der vielen Unkräuter in Angriff zu nehmen. Bei einigermaßen guten Willen könnte das Alpdienstpersonal durch Zusammenklauben von Holz und Steinen in nächster Nähe der Hütten zur Säuberung der Weidefläche beitragen.
1921 waren es noch 5 Berechtigte und 1 Pächter. Um diese Zeit sah die Alm so aus.
(Qulellen: woerndl (S. 272 ff. Dort sind die Quellen im Einzelnen aufgeführt.) sowie alminspektion-1894-1910
Der jeweilige Inhaber der Herrschaft Hohenaschau bzw. des ehemaligen Herrschaftsbesitzes, seit 1875 die Familie Baron von Cramer-Klett
siehe bei Einzelkasern
1900 "Zutriebswege sind genügend" (Alminspektion). 1921: "Auf- und Abtriebswege auf Ziehwegen".
1999 Wegebau: S. Bericht in "Der Almbauer" 2/1999
(Die "Hofentfernung" ist gemittelt, da sie von 9 bis 16 km schwankt.)
Der größte Teil als Forstraße ausgebaut, die letzten zwei Kilometer als Almweg.
Gut, da über die Hochriesbahn vom Samerberg her.
1900 hatte es geheißen: Innerhalb der Alpe liegt ein kleiner Weiher, welcher zum Tränken der Tiere benützt wird. Gutes Trinkwasser ist eine halbe Stunde weit entfernt und diese Quelle fließt schwach. (Alminspektion)
s. bei den einzelnen Kasern
Im Einzelnen bestehen folgende Weiderechte: Hamberger 10, Hartbichler 13, Öder 13, Mögl (vormals Waizenreiter) 19, Buchner 14 Rechte. (1900 waren es noch 93 Rechte)
Historischer Bestoß
1858 existieren noch Weiderechte für 200 "Schläge". Von der "Steuerkatasterkommission" werden angesetzt: 100 Kühe, 30 2-jährige, 50 1-jährige, 20 Kälber, 2 Zuchtstiere.
Bestoß 1921: 36 Kühe, 3 Ochsen, 4 Rinder, 36 Kälber, 2 Stiere, 9 Schafe ("Der sehr schlechte Zustand der Alpe erlaubt z. Zt. keine höhere Bestoßung".)
1988 (Hauptalmbegehung): Auftriebe: 2 Kühe, 3 Kälber, 50 Stück Jungvieh
2016: 83 Stück Junvieh (Quelle: Der Almbauer 7/2016)
Seit 1917 dient der ehemalige Kaser des Braun als Alpenvereinshütte, zunächst nur als Selbstversorgerhütte, später dann als normale Berghütte bewirtschaftet. Heute seit etwa 15 Jahren geschlossen.
1900 sind 1 Senn und 8 Sennerinnen auf der Riesenalm (Alminspektion), 1921 6 Sennerinnen.
Heute ist seit mehreren Jahren ein gemeinschaftlicher Almerer/eine Almerin angestellt; beim Hamberger ist die Austragsbäuerin Anna Wörndl selber auf der Alm (Stand 2021)
Zu den Almleuten s. bei den einzelnen Kasern
Helmut Silbernagel
"Riesenalm: Das Regiment führen die alten Hamberger-Leute. Katharina Wörndl hat schon 30 Almsommer auf Riesen verbracht, ihr Mann Michael unterstützt sie sei 20 Jahren. Riesen ist eine trockene Alm und sie hat profitiert, als wegen der Seilbahnerschließung der Hochries das gemeindliche Wasser hinaufgeführt werden musste. Nachdem die Bergstation der Hochriesbahn auf Weidegrund der Riesenalmbauern liegt, wurde gleich eine Wasserleitung heruntergelegt und eines der gravierendsten Almprobleme war behoben. Die Hamberger-Mutter macht aus der Milch ihrer Kühe einen hervorragenden Almkas. Bemerkenswert ist noch die Kapelle hinter der Hütte, die der Hamberger aus Dankbarkeit für überstandenes Unglück in der Familie gebaut hatte und im Eifer seiner planerischen Gedanken und der Zustimmung durch Baron Cramer-Klett natürlich den Behördenweg vergessen hatte. Kreisbaumeister Frank kam dann unversehens vorbei und bezeichnete die Kapelle als „schönsten Schwarzbau im Landkreis“. Aber da hat es dem Hamberger pressiert, den Plan einzureichen und die ausstehende Genehmigung nachzuholen."
Das Foto von der Hauptalmbegehung 1988 zeigt v.l. Forstpräsident Wolfgang Lau, Staatsminister Simon Nüssel, Michael Wörndl.
In der "Riesenhütte" des DAV trafen sich mit den Wirtsleuten Marlies und Simon Ramsauer auch immer wieder die Almerinnen und Almerer (Foto)
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