Wofür ist Frasdorf bekannt?
Wenn man Frasdorf hört, denkt man an das Dorf mit dem spitzen Kirchturm, wo die Autobahn nach Salzburg erstmals die Alpen berührt, kurz bevor sich dann das weite Chiemseebecken öffnet. Gelegentlich taucht der Ortsname auch in Staumeldungen auf. Vielen ist unser Ort aber auch durch die Volksmusik ein Begriff. Wastl Fanderl lebte hier die letzten 30 Jahre seines Lebens und hat in seinen Fernsehsendungen öfters auch einheimische Handwerker und Musikanten, wie etwa die Frasdorfer Tanzlmusi vorgestellt. Auch die „Frasdorfer Wassertrinkerin“ und das „Frasdorfer Wasser“ hat Fanderl mit einem Büchlein bekannt gemacht. Die wenigsten werden aber wissen, dass der letzte bayerische König Ludwig III. und seine Frau die letzten Jahre ihres Lebens im heutigen Gemeindegebiet von Frasdorf verbracht haben, nämlich im Schloss Wildenwart. Ein Urenkel, Herzog Max in Bayern, lebt heute hier mit seiner Familie. Wildenwart kam allerdings erst mit der Gemeindegebietsreform zu Frasdorf; bis dahin war es eine eigene Gemeinde. Auch der größte Teil der alten Gemeinde Umrathshausen kam damals zu Frasdorf.
Kunstgeschichtlich bedeutsam ist in Frasdorf die ehemalige Wallfahrtskirche St. Florian mit ihrem spätgotischen Flügelaltar.
Einige Informationen über die Gemeinde
„Frosdarf“, wie Frasdorf im Dialekt gesprochen wird, liegt im westlichen Chiemgau. Das Gemeindegebiet umfasst rund 33 qkm; die Gemeindegrenze reicht bis auf den Gipfel der 1558 m hohen Hochries. Nachbargemeinden sind: Samerberg, Rohrdorf, Riedering, Prien am Chiemsee, Bernau am Chiemsee und Aschau im Chiemgau. Die Einwohnerzahl hat kürzlich die 3000er-Grenze überschritten. Kirchlich gesehen gehört die Pfarrei Frasdorf heute zum Pfarrverband „Oberes Priental“ mit Hauptsitz in Aschau.
Wie schaut es mit der Almwirtschaft aus? Obwohl auf Gemeindegebiet nur 4 Almen (alles Privatalmen) liegen, betreiben 12 Frasdorfer Bauern noch aktiv Almwirtschaft, die meisten auf Almen, die auf Aschauer Gebiet liegen.
Man sieht schon, es bestehen enge Verbindungen mit Aschau, was auch auf die jahrhundertelange Zugehörigkeit zur Herrschaft Hohenaschau zurückzuführen ist. Nicht nur seit 1875, als die Familie der Freiherrn von Cramer-Klett den Hohenaschauer Gutsbesitz erwarb, gab es dort auch viele Erwerbsmöglichkeiten in der dortigen Landwirtschaft, der Brauerei, vor allem aber im Forst.
Geschichtliches
Der älteste Ort im Gemeindebereich ist nach seiner ersten urkundlichen Erwähnung Frasdorf selber. Wie die meisten „Dorf“-Orte im Chiemgau wird seine Entstehung von den Siedlungsforschern ins 9. Jahrhundert gelegt. In einem Freisinger Urkundenbuch ist zwischen 876 und 883 der Ort als „Froolfesdorf“ genannt. Das bedeutet: das Dorf des Froholf (den Namen hat es im Mittelalter tatsächlich gegeben.) Mehrere Orte im Gemeindebereich, wie etwa Umrathshausen, lassen sich im 10. Jahrhundert nachweisen.
Auch wenn keine urkundlichen Nachweise im Einzelnen vorliegen, weiß man, dass die sog. „-Ing-Orte“, die sich aus einem Personennamen und dem Zusatz „ing“ zusammensetzen, bereits im 6. und 7. Jahrhundert entstanden sind. Solche gibt es mehrere hier, z. B. Acherting, Wilhelming, Ruckerting, Walkerting und Ginnerting. Ab dem 8. Jahrhundert kann man von aktiver Siedlungspolitik durch die Klöster ausgehen, ursprünglich von Salzburg, dann von den Chiemseeklöstern aus. Allein Kloster Herrenchiemsee besaß zum Zeitpunkt der Säkularisation noch 14 Höfe in unserem Gemeindebereich. Von mehreren Frasdorfer Bergbauernhöfen, wie etwa denen im Ort Tauern, weiß man, dass sie als „Schwaigen“, also klösterliche Grünlandbetriebe, im 12. Jahrhundert entstanden sind.
Die Gerichtsherrschaft über Frasdorf übten seit jeher die Herren auf Schloss Hohenaschau aus, die auch bis zur Bauernbefreiung als Grundherrn mit insgesamt 52 Höfen das Sagen hatten. Einer der bedeutendsten Aschauer Schlossherrn war Pankraz von Freyberg im 16. Jahrhundert. Er hat nicht nur mit einer Forstordnung detaillierte Regelungen über die Behandlung der Wälder und die Holzverwendung erlassen, mit der „Almordnung für das Sachrangertal“ von 1558 hat er eine der ältesten Almordnungen überhaupt erlassen.
Rupert Wörndl